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Maritta Böttcher, Stadtverordnete in Jüterbog

Reichspogromnacht­-Gedenken

M. Böttcher
Verlegte Stolpersteine im Straßenpflaster sollen zum Erinnern beitragen.

Im November 1938 fand in Deutschland eine organisierte antisemitische Kampagne statt, mit der Zerstörung von Synagogen, Massenverhaftungen, Zerstörung und Plünderung von Geschäften in jüdischem Besitz, sowie der systematischen Registrierung jüdischen Vermögens, mit dem Ziel, es zu einem späteren Zeitpunkt zu enteignen.

Hitler wollte das jüdische Volk vollständig vernichten. So sehr hasste er die Juden! Bis zum Ende der Hitler-Herrschaft wurden in Europa mehr als sechs Millionen Juden ermordet.

70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden 2015 auch in Jüterbog Stolpersteine verlegt. Es waren die ersten Steine dieser Art, mit denen an Juden erinnert wird, die in der Stadt gelebt und gelitten haben. Der Künstler Gunter Demnig verlegte die vier Steine für Albert Joel und seine Frau Lina sowie die beiden Töchter Thea und Gisela hier vor der Mönchenstraße 33. Joels hatten in Jüterbog ihren letzten freigewählten Wohnsitz. Als Bürgermeister Arved Bergmann 1935 mit Unterschriften von allen Angestellten der Stadt und der Sparkasse aufforderte, nicht mehr bei Schuhhändler Joel zu kaufen, wenn sie ihren Arbeitsplatz behalten möchten, wurde die Familie ihrer Existenz beraubt und floh spätestens 1939 nach Berlin, wo der Vater starb und die Frauen 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet wurden.

Weiterhin wurden zwei Steine vor dem Haus Weinberge 14 für Justizrat Alfred Korn und seine Tochter Irma verlegt. Beide wurden mit Berufsverbot belegt. Irma Korn hatte 1927 ihre erste feste Stelle als Lehrerin in Jüterbog erhalten. Sie wurde 1933 mit zwei anderen jüdischen Lehrern entlassen, die die Stadt schnell verließen und in größere Orte mit mehr Anonymität zogen. Bei Korns war dies anders. Die Eltern zogen aus Berlin nach Jüterbog. Der Grund ist nicht geklärt. Die Familie wohnte gemeinsam im Haus Weinberge 14, in dem der Vater mit 76 Jahren am 5. März 1937 gestorben ist. Seine Tochter Irma starb drei Jahre später am 6. März 1940 im Krankenhaus Jüterbog an Lungentuberkulose und Auszehrung.

Es ist wichtig, die Erinnerung an die Opfer der Naziherrschaft zu bewahren. Mit der Verlegung der Stolpersteine wurde auch in Jüterbog ein Zeichen für das Erinnern und gegen das Vergessen geschaffen. Damit ist die konkrete Möglichkeit da, jährlich am 9. November besonders an diese Schicksale zu erinnern. Wir müssen den Konsens der demokratischen Parteien nutzen, um einen antifaschistischen Dialog zu führen.

„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!“