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Bert Semmler, Ludwigsfelde

Die "Energiewende" in der BRD oder: Wenn aus technischen Problemen soziale Probleme erwachsen.

Wird Kohlenstoff verbrannt entsteht, in Abhängigkeit des verwendeten Energieträgers, insbesondere CO2 als Reaktionsprodukt. Bemisst man bei der Verbrennung von Braunkohle den CO2-Anteil mit 100 Prozent, so beträgt dieser bei der Verbrennung von Erdgas nur noch ca. 50 Prozent. Die BRD erzeugt hierbei ca. zwei Prozent des weltweit emittierten CO2. Die Endenergieverbrauchsstruktur besteht nicht nur aus der Erzeugung von Elektroenergie. Dieser Anteil beträgt in der BRD nur ca. 28 Prozent am Gesamtenergieverbrauch. Der Verkehrt schlägt mit weiteren ca. 27 Prozent zu Buche, Raumwärme und Warmwasser mit ca. 26 Prozent und die Prozesswärme der Industrie mit ca. 19 Prozent.

Wie werden nun aus technischen Problemen soziale Probleme?

Bereich Elektroenergieerzeugung: Herr Trittin vertrat 2004 die Auffassung, dass die Energiewende pro Familie und Monat nur ca. einen Euro kostet und somit nicht teurer sei als eine Kugel Eis.

Realität ist jedoch, dass die Strompreise aufgrund der fehlerhaften Investitionspolitik der BRD-Regierungen mit über 30 Cent/kWh die höchsten in Europa sind. Für Arbeitslose, Geringverdienende, Rentner*innen, Studierende und auch bereits für die sogenannte »Mittelschicht« wird Strom immer mehr zum Luxusgut. 344.000 Haushalte wurden 2018 aufgrund nicht bezahlter Rechnungen bereits vom Stromnetz getrennt. Die Kosten der »Energiewende« werden im Bereich der Elektroenergieerzeugung mit aktuell mindestens einer Billion Euro veranschlagt.

Versorgungssicherheit: Elektroenergie muss genau in dem Zeitpunkt erzeugt werden und zur Verfügung stehen, in dem sie gebraucht wird. Spannung und insbesondere die Frequenz haben hierbei zur Verhinderung eines Stromausfalls nur geringe Toleranzen. Zur Erreichung dieser Stabilität kann technisch gesehen aktuell nicht auf konventionelle Kraftwerke im Grundlast- und Spitzenlastbereich verzichtet werden, denn die gesicherte Leistung von Solarstrom ist gleich null und bei Windenergie minimal (ca. 2 GW). Um CO2-Neutralität bis 2050 zu erreichen, sollen bis 2022 alle Kernkraftwerke und bis 2038 alle Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Wind- und Solarstrom sollen massiv ausgebaut werden. Gaskraftwerke sollen die Grundlastversorgung übernehmen.

Schöne Idee, aber: Ein stabiles Stromnetz gibt es unter diesen Umständen nur dann, wenn der überschüssige Wind- und Solarstrom, der zukünftig in der Summe hinreichend wäre, effektiv zwischengespeichert werden kann. Ca. 850 Pumpspeicherwerke der Größenordnung von Goldisthal/Thüringen wären für eine gesicherte Stromversorgung über das ganze Jahr erforderlich, nur: es fehlt in der BRD die hierfür erforderliche Topografie. Der Anteil der 36 bestehenden Pumpspeicherwerke macht nur 0,65 Prozent der Stromerzeugung aus. Die alternative Umwandlung von Wind- und Solarenergie in Wasserstoff oder Methangas wäre möglich, ist aber mit über 75 Prozent Verlust unwirtschaftlich. Wird das Speicherproblem nicht gelöst oder sind alternativ keine ausreichenden konventionellen Kraftwerke zur Sicherung der Netzstabilität vorhanden und wird nicht gleichzeitig zügig in den Netzausbau investiert, wird eine Energiewende im Strombereich technisch nicht erfolgreich stattfinden können oder die BRD ist auf massive Stromimporte, z. B. aus Frankreich (Atomstrom) oder Polen (Kohlestrom), angewiesen.

Wird, und das ist für die Bürger*innen wichtig, der Preissteigerung durch kluge Eingriffe des Staates in die Preispolitik nicht Einhalt geboten, so wird Strom immer mehr zum Luxusgut. Für die Bezahlbarkeit von Strom muss sich unsere Partei zukünftig deutlich mehr einsetzen, denn Elektroenergie gehört, wie die Grundnahrungsmittel, fließendes Wasser oder Heizung, zu den Grundbedürfnissen der zivilisierten Gesellschaft in Mitteleuropa.